Aktueller Arbeitsstand

Die Einführung des MIO Laborbefund in die elektronische Patientenakte (ePA) ist ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Das MIO Laborbefund wurde fachlich finalisiert und die vorläufige technische Spezifikation steht als sog. „Dokumentenbasiertes MIO“ auf SIMPLIFIER bereit. Diese Spezifikation bildet die Grundlage für eine potenziell zukünftige "Datenbankbasierte Ausprägung" in der ePA.

Unterschiede Dokumentenbasierte versus Datenbankbasierte Ausprägung

Dokumentenbasierte Ausprägung

Der Fokus liegt hierbei auf dem Abruf vollständiger Berichte. Mehrere zusammengehörige FHIR-Ressourcen werden in einem FHIR-Bundle zusammengefasst. Diese Art der "FHIR-Verpackung" ist wichtig für den Versand von MIOs außerhalb der elektronischen Patientenakte (ePA). So können Daten, beispielsweise über KIM (Kommunikation im Medizinwesen), genauso sicher zwischen Leistungserbringenden wie Laboren und behandelnden Ärzt:innen übertragen werden.

Datenbankbasierte Ausprägung

Die Datenbankbasierte Ausprägung arbeitet mit einzelnen FHIR-Ressourcen. Dabei bleiben zusammengehörige Ergebnisse immer noch als Gesamtbefund abbildbar, das heißt, der Dokumentencharakter eines Laborgesamtbefundes geht nicht verloren. Diese Variante bietet den Vorteil, dass einzelne FHIR-Ressourcen unabhängig voneinander gespeichert und abgerufen werden können. Dadurch lassen sich z. B. gezielte Abfragen einzelner Informationen, wie etwa spezifischer Laboruntersuchungen, durchführen. Dies ist besonders nützlich für die kumulative Betrachtung zeitlicher Verläufe, vor allem bei vergleichbaren Laboruntersuchungen aus verschiedenen Laboren. Über die ePA-Schnittstellen könnte demnach sowohl mit vollständigen Befunden komfortabel gearbeitet werden (z. B. einfaches Abrufen), als auch granular, indem nach spezifischen Daten gesucht und gefiltert wird.

Arbeitskreis des Interop Council „Einführungskonzept Laborbefund“

Zur erfolgreichen Einführung des MIO Laborbefund wurde von Mai bis September 2024 der Arbeitskreis des Interop Council „Einführungskonzept Laborbefund“ durchgeführt. Dieser befasste sich umfassend mit den relevanten technischen, organisatorischen und prozessualen Fragestellungen sowie entsprechenden Lösungsvorschlägen.

Die Ergebnisse des Arbeitskreises sind in einem Positionspapier01 festgehalten und stehen auf der Plattform INA zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen ist hier nachzulesen.

Harmonisierung und Nutzung von Labordaten

Eine zentrale Herausforderung besteht in der Harmonisierung bereits bestehender Standards und Datenmodelle, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. Das MIO Laborbefund wird als zukünftiges zentrales Datenformat gesehen, um Labordaten zu dokumentieren und auszutauschen. Die erhobenen Daten sollen weiterverwendet werden können und zwar für:

  • Meldepflichten wie DEMIS02 oder ARS03
  • das MII-Kerndatensatz Modul Laborbefund04
  • den Datenaustausch im europäischen Gesundheitsdatenraum (HL7 Europe Laboratory Report)05
  • die Patientenkurzakte oder die Entlassdokumentation (bspw. Krankenhaus-Entlassbrief und Überleitungsbogen)
  • die Sekundärdatennutzung in der Forschung (nach Einwilligung der Patient:innen)

Durch die mio42 wurden die existierenden Profile (MII04, DEMIS02, ISiK06) abgeglichen und das Ergebnis innerhalb des Arbeitskreises vorgestellt. Der Austausch mit den Akteuren, die diese Profile verwalten und weiterentwickeln, hat hervorgebracht, dass es zwar grundsätzlich Unterschiede in der Profilierung gibt, dass sich diese aber bislang aus den unterschiedlichen Nutzungskontexten ergeben haben. Um das MIO Laborbefund sowohl für primäre als auch sekundäre Nutzungsdimensionen nutzbar zu machen, verständigten sich die Beteiligten auf das Ziel, die Profile zukünftig weiter zu harmonisieren.  

Gegenüberstellung der Labor-Spezifikationen durch die mio42

Im nachfolgenden PDF-Dokument ist eine detaillierte Gegenüberstellung zwischen den Labor-Spezifikationen EHN, HL7 EU - MII, DEMIS, ISiK und dem MIO Laborbefund zu finden:

 Stand: Juni 2024

Versorgungsprozesse & Visualisierungen (UX-Design)

Entscheidend für die Akzeptanz der MIOs im klinischen Alltag ist ihre Verankerung in Versorgungsprozessen. Diese Einbettung steigert das Verständnis für ihre Anwendung und damit die Akzeptanz bei Hersteller und Anwender:innen. Es werden laborspezifische Versorgungsprozesse aus Anwenderperspektive analysiert, um aufzuzeigen, wie zukünftige Versorgungsprozesse mit dem MIO Laborbefund aussehen könnten.

Parallel arbeiten wir an Visualisierungen für die Darstellung von Laborbefunden, aber auch an Visualisierungen zur Unterstützung für eine Integration in Primärsystemen, z.B. anhand des Workshops der Erstellung von Laborbefunden.

Diese Visualisierungen und Prozessanalysen werden veröffentlicht, um die Kommunikation mit Anwender:innen und Hersteller zu erleichtern. Eine Beispielvisualisierung als exemplarische Anzeige eines einzelnen Laborbefundes finden Sie hier (Arbeitsstand aus 2023):

Notwendige nächste Schritte

Die Einordnung des MIO Laborbefund in die ePA-Roadmap ist derzeit noch in Klärung. Die mio42 geht aktuell davon aus, dass das MIO Laborbefund zum Herbst 2025 festgelegt wird. Nach aktuellem Stand ist daher mit einer verbindlichen Umsetzung für die Hersteller im Herbst 2026 zu rechnen. 

Bislang wurde das MIO Laborbefund als FHIR®-Bundle für die dokumentenbasierte ePA (XDS-Server) spezifiziert. Der nächste Schritt ist die Spezifizierung des MIO für die datenbankbasierte ePA (FHIR®-Server, analog zum HL7 Europe Laboratory Report (FHIR IG)) und wird aller Voraussicht nach in Zusammenarbeit mit der gematik07 im Jahr 2025 erfolgen.


Weitere Themen

Haben Sie weitere Themen und Inhalte, die Sie in einem Laborbefund gern wiederfinden möchten? Teilen Sie Ihre Ideen gern mit uns und nehmen Sie Kontakt auf:

E-Mail: mio@kbv.de 

Stand: November 2024

REFERENZEN

01. Positionspapier aus dem Arbeitskreis des Interop Council Einführungskonzept Laborbefund 2024

02. Deutsches Elek­tro­ni­sches Melde- und Infor­ma­tions­system für den Infek­tions­schutz (DEMIS)

03. Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS)

04. MII-Kerndatensatz Modul Laborbefund

05. HL7 Europe Laboratory Report

06. Labor-Modul der Informationstechnischen Systeme im Krankenhaus (ISiK)

07. gematik